Donnerstag, 11. November 2010

Zuhause in Celaya



Selbst mit Reiseführer hätte sich an dem nächsten Reiseziel nichts geändert, denn es stand schon seit längerem fest: Celaya. Die Stadt, die etwa 3 Stunden entfernt liegt von Mexiko City, wirkt auf den ersten Blick beschaulich. In echt wohnen dort aber knapp eine Million Menschen. Einer von ihnen ist Eduardo Raminez. Eduardo habe ich vor etwa zwei Jahren in einem Londoner Backpacker kennenlernte. Und wie es so ist, in Zeiten sozialer Online-Netzwerke, man bleibt in Kontakt. In diesem Falle offenbar ausreichend, dass Eduardo auf mein Facebook Experiment aufmerksam geworden ist und mich spontan zu sich nach Hause einlud, als er von meiner Reise erfuhr.

Doch es war weit mehr als nur eine Einladung. Eduardo und seine Familie taten wirklich alles dafür, dass wir uns zuhause und wohl fühlten: Stadtführungen, Ausflüge in die Umgebung, Wäsche waschen, Essenseinladungen, Einkäufe, Willkommensgeschenk - es war unglaublich. Wir wurden wirklich großzügigst beherbergt und abermals wurde es uns verwehrt, uns zu revanchieren. Es blieb uns nur die Raminez' einzuladen, irgendwann uns in Deutschland besuchen zu kommen.

Es gab drei Dinge, die mich bei unserem Aufenthalt in Celaya am meisten beeindruckten. Allen voran das Familienleben der Raminez'. Die ganze Familie wohnt unter einem Dach - Vater, Mutter, Bruder, Cousine und eben auch Eduardo mit seinen 28 Lenzen. Er sagt, in Mexico sei es absolut üblich, dass die Kinder sehr lange bei ihren Eltern wohnen, meist bis zur eigenen Ehe. Anders wie in Europa, leide man hier keineswegs unter einem schlechten Ansehen, wenn man lange zu Hause wohne. Im Gegenteil - es sei Normalität, so lange wie möglich mit seiner Familie zusammen zu wohnen. Im Fall der Raminez' geht es aber sicherlich auch über die mexikanische Normalität hinaus. Denn die Familie wohnt nicht nur zusammen sondern arbeitet auch zusammen. Im Fotoladen des Vaters hat jeder seine Aufgabe. Das Hauptgeschäft des Familienbetriebs liegt in Schulfotos, Hochzeiten und anderen Festanlässen, an denen es hierzulande keinen Mangel gibt. Der Papa fotografiert, Mama hält die Leute bei Laune und regelt die Buchhaltung und die Brüder machen die Nachbearbeitung am Computer, Rahmungen, usw. Ein eingespieltes Team - zuhause, wie im Geschäft. Beeindruckend.

Auf eine andere Art beeindruckend war die Kathedrale im benachbarten San Miguel de Allende, die wir bei einem Tagesausflug besichtigten: Sagrada Familia in klein aber schöner ausgeleuchtet, lautet mein Fazit. Die Bilder weiter unten erklären wahrscheinlich am Besten, was ich meine.

Und zu guter letzt gab es in Celaya diese Pülverchen. Pülverchen für die Liebe, Pülverchen gegen Eifersucht, Pülverchen gegen Vergesslichkeit, Pülverchen für einfach alles. Vorausgesetzt, man glaubt daran. Dass die Menschen in Celaya sehr gläubig sind, zeigt sich alleine schon an den zahlreichen religiösen Figuren die ins Stadtbild integriert sind. Überall leuchten und funkeln kitschige Madonnen, und an jeder zweiten Ecke steht ein Heiligenschrein. Auffallend häufig entdeckte ich aber auch dämonische Figuren, die eine Mischung aus Religion und Heidentum darstellen. So zum Beispiel das Skelett der Santa Muerte, die hier in der Bevölkerung einen großen Stellenwert hat. Ebenso wie die besagten Pülverchen, an deren Wirkung viele Menschen hier allen Ernstes (aber)glauben.

Fun Facts:

Zum 100-jährigen Jubiläum und als Zeichen des Fortschritts der Unabhängigkeit wurde in Celaya eine Wasserkugel gebaut, der heute noch das Wahrzeichen der Stadt ist. Die Kugel wurde übrigens von einer deutschen Firma hergestellt.
In Celaya gibt es eine symphathische Bar, in der man umsonst mit Essen zugeschüttet wird, sobald man Bier trinkt.
Cajeta heisst eine kulinarische Spezialität aus Celaya und ist vergleichbar mit flüssiger Peanutbutter, die man sich aufs Brot und auf diverse Süßwaren gießen kann.


Checklist:

  • beklaut worden
  • auf Kirchturm geklettert
  • Sombrerohut getragen



















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